Ein Online-Shop ohne solide Datenanbindung gefährdet den Verkaufsstart
So mancher B2C-Online-Shop gleicht einer So-da-Brücke1. Eine So-da-Brücke ist vereinfacht gesagt eine Brücke, die einfach nur so in der Landschaft steht. Sie mag optisch schön und gut gebaut sein, erfüllt aber keinerlei Funktion und ist mangels Zufahrten nicht benutzbar. Wenn ein Online-Shop ein solch abgeschnittenes Dasein führt, ist dieser ebenfalls nur bedingt betriebsfähig. Isoliert, ohne Datenanbindung an Middleware, ERP-System oder Datenlieferanten kann ein Shop nur mühsam und ineffizient an den Start gebracht werden. Geplanter Verkaufsstart oder Saisongeschäft sind dann schnell gefährdet. Der Umsatztreiber bleibt aus. Die Praxis zeigt jedoch: Genau das passiert häufig bei großen Shop- und Portal-Projekten.
Sportlicher Zeitplan
Nicht selten erleben wir bei Speed4Trade Fälle, wie zuletzt den eines renommierten Kfz-Teilegroßhändlers. Dort möchte das Unternehmen ein neues Kundensegment erschließen, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein. Ein Online-Shop soll aufgebaut werden, um online-affine Endkunden zu erreichen. Es wird ein Meeting mit Geschäftsleitung und Marketing anberaumt. Mit im Boot sind die ortsansässige Internetagentur, die sich auf das Shopsystem Magento spezialisiert hat sowie ein externer Berater, der das Projekt leiten soll.
Die Worte des Projektleiters F. Stark beim Kick-off-Meeting: „In zwölf Wochen soll der neue Shop pünktlich zur Automechanika live gehen. Dieser Zeitplan ist äußerst sportlich und verlangt alle Manpower.“ Also keine Zeit verlieren: Die Agentur erstellt Designentwürfe für Shop-Start- und Detailseiten und programmiert das Template. Schließlich soll der Shop kundenfreundlich sein, optisch etwas hermachen und gut performen. Mit Magento hat man funktionell alles abgedeckt. Das Ergebnis nach zehnwöchiger Projektlaufzeit: Ein gutaussehender, aber noch leerer Kfz-Teile-Shop.
„Völlig losgelöst …”
So langsam bahnt sich eine bislang unbeachtete Hürde an. Bis zur Messe und dem anvisierten Go-live-Termin ist nicht mehr viel Zeit. Das Sortiment um Bremsscheibe, Abgasanlage & Co. fasst weit über 120.000 Artikel, die nun im Shop bereitgestellt werden müssen. Aber wie gelangen die Artikeldaten des eigenen Teilesortiments und das der Lieferanten am schnellsten in den Shop?
Der Kfz-Teile-Shop gleicht einer So-da-Brücke. Es fehlt eine zuverlässige, robuste Anbindung an Datenquellen wie Teilekataloge oder das ERP-System, um automatisiert Artikeldaten zu transferieren und das künftige Bestellvolumen abzuwickeln. Der Starttermin rückt immer näher. Der Shop umfasst lediglich ein paar wenige, manuell erfasste Testartikel. Rudimentäre Datenimportoptionen liefern nicht die gewünschten verkaufsreifen Autoteileangebote für den Shop. Das Projekt droht zu scheitern.
Funktionskatalog und Schnittstellendefinition sind das A und O
Projektleiter Stark recherchiert im Internet und stößt auf Speed4Trade. Er greift zum Telefonhörer, ruft dort an und schildert einem Consultant verzweifelt sein Problem: „Wir kommen mit unserem Datenimport in den Shop nicht weiter! Auf Ihrer Homepage sprechen Sie von einer Middleware, die Shop und ERP-System miteinander verbindet.“
Man trifft sich und bespricht mögliche Lösungswege. Binnen kurzer Zeit wird die E-Commerce-Software und Middleware „Speed4Trade Connect“ eingeführt. Parallel dazu wird eine Anbindung an das bestehende SAP-System entwickelt. Darüber werden Artikelnummern, Preise und Bestände an die Middleware übergeben. In „Connect“ wird auf den bewährten TecDoc-Teilekatalog zurückgegriffen, um Shop-Angebote automatisiert mit Produktdetails und Fahrzeuginformationen anzureichern.
Herr Stark muss akzeptieren, dass der Termin „Automechanika“ nicht mehr zu halten ist. Dennoch: Vier Wochen nach der Messe geht der Shop wie geplant mit Voll-Sortiment live. Das Bestellvolumen wächst stetig. Die inzwischen erreichten 1.000 Aufträge pro Tag werden automatisiert an das SAP-System übermittelt und von dort aus versendet und fakturiert. In naher Zukunft plant man, auch ein Marktplatz-Integration an die Marktplätze Ebay, Amazon und Tyre24, für welche die Middleware bereits über ausgereifte Anbindungen verfügt.
Fazit:
Bei Digitalisierungsprojekten empfiehlt es sich, So-da-Brücken zu vermeiden und von Anfang an solide „Zufahrten“ zu planen. Der Startpunkt sollte immer ein Anforderungskatalog mit Funktionen, Prozessen und Datenanbindungen sein. Noch bevor das Design entworfen wird, ist das Zusammenspiel von Shop und involvierten Systemen zu definieren. Es gilt zu klären, welche Schnittstellen benötigt werden, um den gewünschten Automatisierungsgrad zu erreichen.
Wie genau sollen die Daten und Prozesse abgebildet werden? Welches Shopsystem ist geeignet? Wie sollen unter anderem Artikeldetailseite, Suche, Kaufabwicklung, Checkout, Versand und Specials wie Click&Collect aussehen und funktionieren? Synergieeffekte bei dieser Vorgehensweise reduzieren Entwicklungsaufwand sowie Kommunikationsbedarf für alle Projektparteien.
Empfehlung:
Soll ein Shop oder ein B2C- bzw. B2B-Portal aufgebaut werden, gilt es, sich gleich zu Beginn mit den Themen Produktdatenmanagement und Auftragsprozesse sowie den damit verbundenen Systemschnittstellen zu beschäftigen.
Quelle: 1 Wikipedia-Definition So-da-Brücke bzw. Soda-Brücke oder Geisterbrücke: https://bit.ly/2qytRmJ