#MonkeyFirst für Online-Plattformen im Automotive Aftermarket

Wolfgang Vogl
21. Januar 2020

Mit welcher Schlüsselinteraktion generieren Sie Traffic auf Ihrer Plattform?

Bei X, der geheimnisvollen Innovationsschmiede von Googles Mutterkonzern Alphabet, gibt es ein kluges Prinzip, wie man Projekte und Aufgaben angeht:

  • Baue eine Säule.
  • Trainiere einen Affen, auf die Säule zu steigen und oben sitzen zu bleiben.
  • Bringe den Affen dazu, einen Satz von Shakespeare zu zitieren.

Ein Projekt kann nur erfolgreich abgeschlossen werden, wenn alle drei Teilaufgaben erledigt sind. Wie starten die meisten? Sie beginnen mit dem Bau der Säule. Scheint auf den ersten Blick logisch: Man beginnt zunächst mit dem einfachsten Teil, den man auf jeden Fall sicher umsetzen kann. Ergibt das Sinn?

Nun, es ist zu vermuten, dass sich die Google-Chefs bei der Entwicklung dieses Prinzips etwas gedacht haben und es uns nicht so leicht machen. Und so ist es dann auch. Bei genauerer Betrachtung ergibt es nämlich keinen Sinn. Warum? Ein angestrebtes Projektziel wird nur erreicht, wenn alle Punkte erfüllt werden. Und das ist nur dann der Fall, wenn der Affe auch einen Satz aus einem Shakespeare-Werk zitieren kann. Die Devise lautet also: #MonkeyFirst! Die offensichtlich größte Herausforderung muss zuerst angegangen werden.

Beginne nicht mit der leichtesten, sondern mit der schwersten Teilaufgabe

Google will damit seine Mitarbeiter sensibilisieren, nicht mit der einfachsten, sondern mit der schwierigsten Teilaufgabe zu starten. Denn wird diese nicht gemeistert, braucht man auch keine Zeit und Ressourcen an die anderen Aufgaben zu verschwenden. Astro Teller, Chef von X sagt: „Verwendet genau null Zeit, um über die Säule nachzudenken!“

Was machen viele Akteure bei der Digitalisierung im Automotive Aftermarket? Genau das – Sie bauen zuerst die Säule. Bevor sie ein wirklich überragendes digitales Angebot entwickeln, bauen sie erst mal an der Website. Bevor sie versuchen, einen funktionierenden Prototypen zu entwickeln, machen sie Vorträge mit bunten Power-Point-Folien. Bevor sie herausfinden, was mit neuester digitaler Technologie einen wirklichen Mehrwert für ihre Kunden bringen könnte, versuchen sie analoge Services eins zu eins ins Internet zu übertragen.

Die erste und sicherlich auch schwierigste Aufgabe ist es aber, ein digitales Angebot zu entwickeln, das 10-mal besser als alles bereits Vorhandene ist. Entsprechend 10-mal höher ist auch der Anspruch von Google an seine Entwickler, wenn sie wirklich disruptive Innovationen schaffen wollen. Das ist schwer, sehr schwer. Nur das vollmundige Verkünden von Visionen reicht nicht.

Beispiel Online-Handelsplattformen

Die schwierigste Aufgabe für Online-Plattform-Betreiber ist es, kontinuierlich Millionen von Besuchern auf die Plattform zu bringen. Denn ohne Traffic keine Konversion und damit auch kein Geschäftsmodell. Der nachhaltig hohe Besucherstrom ist der kritischste Erfolgsfaktor eines jeden Portals. In der Plattform-Ökonomie spricht man von der sogenannten „Schlüsselinteraktion”, die so attraktiv sein muss, dass Kunden beständig wiederkommen. Das kann durchaus klassisch ein großes Kfz-Teile-Sortiment zu extrem wettbewerbsfähigen Preisen sein. Muss es aber nicht.

Google verdient zum Beispiel mit der Suchmaschine an sich kein Geld. Das kostenlose Angebot bringt aber den für alle darauf aufbauenden Geschäftsmodelle wichtigen, kontinuierlichen Traffic auf das Portal. Was könnte die entscheidende Schlüsselinteraktion für den Automotive Aftermarket sein? Das ist die Kernfrage für jedes digitale Plattform-Projekt. Verschwenden auch Sie keine Zeit mit dem Bau der Säule!

Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung hierzu in die Kommentare.

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